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Portraits

Traditionelle Handwerkskunst: der Salzburger Geigenbaumeister

Die Geige ist ein wichtiger Teil des Orchesters und aus der klassischen europäischen Musik nicht wegzudenken. Nicht umsonst heißt es: „Die erste Geige spielen“. Einer, der die traditionelle Handwerkskunst des Geigenbauers noch von der Pike auf gelernt hat, ist Peter Svatek. Wir durften ihm in seiner Werkstatt im Andräviertel über die Schulter schauen.

Von der Werkbank aus hat man einen Blick auf die Festung Hohensalzburg, der einen fast vor Neid erblassen lässt. Aber nur fast. Denn Peter Svatek erzählt mit solcher Leidenschaft und Hingabe von seinem Beruf, dass man ihm die schöne Werkstatt im Zentrum von Salzburg von Herzen gönnt. Eigentlich ist er ja ein Spätberufener, sagt Peter Svatek. Erst mit 28 Jahren begann er das alte, traditionelle Handwerk des Geigenbaus zu erlernen. Seither baut und restauriert er in Handarbeit echte Meisterstücke – und das auch nach vielen Jahrzehnten noch mit Liebe zum Beruf. Die Geige oder Violine entstand übrigens im 16. Jahrhundert, erfahren wir, ihr Geburtsland ist Italien. Das Fachwissen und die langjährige Erfahrung von Peter Svatek schätzen Kunden und Interessierte aus aller Welt – so wendeten sich schon Geigenbesitzer aus Irland oder Südafrika an ihn und auch Besucher aus Abu Dhabi verließen Salzburg mit einer Geige von Peter Svatek im Gepäck.

Geigenbau ist ein echtes Handwerk. Worauf muss man dabei besonders achten?

Die Grundvoraussetzung ist auf alle Fälle die Liebe zum Beruf. Wobei die, meiner Meinung nach, bei fast allen Geigenbauern gegeben ist. Geigenbau ist ja eine Art des Kunsthandwerks – das lernt man, weil es einen wirklich interessiert. Neben dieser Liebe zum Beruf ist handwerkliches Geschick von Vorteil, außerdem genaues Arbeiten und großes Interesse für das Material. In meinem Fall ist es noch wichtig, dass man den Umgang mit Menschen gern hat. In meiner Werkstatt kommen ja immer wieder Kunden vorbei – dann lege ich das Instrument, an dem ich gerade arbeite, zur Seite und berate die Kundschaft. Und das mache ich sehr gerne.

Sie sind seit 1988 in Salzburg selbstständig. Welchen Vorteil sehen Sie im Standort Salzburg?

Das sind mehrere Aspekte. Zum einen ist Salzburg eine Kulturstadt von Weltrang, die Musik hat einen hohen Stellenwert in der Stadt und auch unter den Bewohnern. Zum anderen haben wir mit der Universität Mozarteum eine weltberühmte Ausbildungsstätte und mit dem Musikum eine ausgezeichnete Musikschule mit engagierter Führung und guten Lehrern. Auch die Größe von Salzburg finde ich ideal – nicht zu groß und nicht zu klein.

 

Apropos Material: Haben Sie eigentlich ein Lieblingsholz?

Die Decke, also der obere Teil des Instruments, wird immer aus Fichtenholz gearbeitet, der Boden ist meistens aus Ahorn – also beides heimische Hölzer. Nur die Wirbel bestehen aus dem exotischen Ebenholz. Ich arbeite generell sehr gerne mit Holz – ich denke, der Bezug zum Holz ist für einen Geigenbauer sehr wichtig, man muss es gerne angreifen wollen und riechen können.

Was raten Sie jemandem, der sich für den Kauf einer Geige interessiert?

Man sollte sich Zeit nehmen für die Entscheidung. Und diese Zeit gebe ich meinen Kunden auch. Ich verkaufe eigentlich keine Geige aus dem Stand. Normalerweise rate ich Interessierten, das Instrument mit nach Hause zu nehmen und in der gewohnten Umgebung, mit der gewohnten Akustik, zu spielen – das ist ja immer sehr individuell. Dann ist natürlich auch die Frage des Budgets, da muss man einen Rahmen abstecken. Wobei die meisten Interessenten, die zu einem Geigenbauer gehen, schon ein Instrument ab einer gewissen Qualitätsstufe suchen. Sehr oft kommen Eltern, die eine qualitativ hochwertige Geige für ihre Kinder haben möchten. Ich lege dann die verschiedenen Instrumente vor und der Interessent spielt sie selber an.

Was macht die Stadt Salzburg für Sie lebenswert?

Mir kommt vor, je mehr ich in meinem Leben sehe, je weiter ich herumkomme, desto mehr schätze ich, dass ich hier in Salzburg leben darf. Ich bin 1987 mit meiner Familie in die USA gegangen. Das hat nicht unseren Erwartungen entsprochen, also sind wir 1988 – auf Anraten meines früheren Lehrmeisters in Stuttgart – nach Salzburg gekommen. Und das war eine sehr gute Entscheidung. Ich bin gerne in der Natur, und hier sind wir ja wirklich mit einer wunderschönen Umgebung gesegnet – mit den Seen im Norden und den Bergen im Süden. Ich bin außerdem gerne mit dem Fahrrad oder mit dem Motorrad unterwegs, da haben wir hier viele schöne Möglichkeiten. Und alles in unmittelbarer Nähe! Eigentlich bin ich überall in 15 Minuten. Und ich kann sogar zum Skifahren radeln – zum Untersberg. Also jetzt mach ich das nicht mehr, aber früher halt.

Veröffentlicht 27.02.2017

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