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Schauplätze

Wasser, Marmor und Magie: ein Nachmittag am Untersberg

Der Untersberg ist der Hausberg der Salzburger – und so viel mehr. Wir sind in die Sagenwelt des majestätischen Berges eingetaucht, haben Untersberger Marmor bewundert, das glasklare Wasser gekostet und uns dabei noch ein Stück mehr in diesen facettenreichen Berg verliebt.

Majestätisch und imposant erhebt sich der Untersberg nur wenige Kilometer südlich der Mozartstadt. Als Teil der Nördlichen Kalkalpen erstreckt er sich sowohl auf österreichischem als auch auf bayerischem Gebiet. Der höchste heimische Punkt ist der Salzburger Hochthron mit 1.853 Metern. Ganz nach oben kommt man entweder in knapp neun Minuten mit der Seilbahn oder zu Fuß – je nach Route und Kondition in etwa dreieinhalb Stunden. Wir entscheiden uns heute für die Fahrt mit der Seilbahn und werden mit einem traumhaften Panorama belohnt. Oben angekommen lassen wir unseren Blick schweifen und genießen die herrliche Aussicht. Dort, ganz weit unten im Tal, liegt – einem glitzernden und funkelnden Teppich gleich – die Stadt Salzburg.

Von flinken Wasserreitern und marmornen Schönheiten

Auch unten in der Stadt ist der Untersberg allgegenwärtig. Er zeigt sich etwa als Untersberger Marmor am Schloss Mirabell, an der Fassade des Salzburger Doms oder in Form der berühmten Zwerge des Zwergelgartens. All das und noch viel mehr wurde aus dem edlen Marmor vom Untersberg geschaffen, der bis heute am Nordhang des Untersbergs abgebaut wird – im Fürsten- oder Kieferbruch und im Mayr-Melnhof-Steinbruch. Aber nicht nur der Marmor, auch das Wasser vom Untersberg ist berühmt. Das glasklare Quellwasser fließt seit vielen Generationen aus den Wasserleitungen der Mozartstadt und deckt rund 90 Prozent des gesamten Wasserbedarfs der Stadt Salzburg. Wer schon einmal in den Genuss kam, sich das Glas mit Wasser vom Untersberg füllen zu können, weiß: Die Wasserqualität ist hervorragend. Diese außerordentliche Qualität schätzten übrigens schon die Fürsterzbischöfe. Sie ließen sich das frische Quellwasser im 15. Jahrhundert täglich mit sogenannten Wasserreitern zur fürstlichen Tafel bringen.

Seltene Schneerosen und scheue Weißkopfgeier

Ob die Wasserreiter damals wohl auch beeindruckt waren von der traumhaften Natur? Wir gehen ein Stück, nehmen die raue Schönheit bewusst wahr. Aber auch unter der Oberfläche ist der Berg beeindruckend: Mindestens 350 verschiedene Höhlen gibt es in seinem Inneren. In den wärmeren Monaten lockt der Berg mit schönen Wanderwegen und zahlreichen botanischen Besonderheiten. Aufmerksame Wanderer können etwa Schneerosen und Alpenveilchen bewundern, auf den Almgebieten blüht der Enzian. Wer Glück hat, erhascht vielleicht einen Blick auf eine Berühmtheit der Untersberger Tierwelt, den Weißkopfgeier. Im Herbst und im Winter zeigt der Untersberg dann ein anderes, nicht weniger zauberhaftes Gesicht. Die dunkleren Monate sind auch die, in denen die Sagen rund um den Untersberg Hochsaison haben.

Die „Wilde Jagd vom Untersberg“

Wenn am Abend des zweiten Donnerstags im Advent merkwürdige Geräusche durch die Fenster dringen und sich in das Heulen des Windes noch andere, fremde Stimmen zu mischen scheinen, dann ist die „Wilde Jagd“ unterwegs. Dieser uralte Brauch aus dem Untersbergraum, der auch „Wilde Gjoad“ genannt wird, ist ein fixer Bestandteil des Salzburger Brauchtums. Vorpercht, Moosweiberl oder Riese Abfalter – die Gestalten aus der Untersbergsage ziehen von Haus zu Haus, um das Böse zu verscheuchen. Der Ort des Geschehens wechselt jährlich und wird immer streng geheim gehalten. Die „Wilde Jagd“ kann in dieser Zeit rund um den Untersberg also fast überall auftauchen…

Wildfrauen, Zwerge und Kaiser Karl

Und dann wären da noch die Zwerge. Sie sollen ahnungslose Wanderer gerne zum Narren gehalten oder auf den falschen Weg geführt haben, erzählt man sich. Außerdem soll es am Untersberg Wildfrauen geben, die die Bauern verführen oder Riesen, die Steine in die Salzburger Ebene werfen. Der Untersberg ist einer der sagenreichsten Berge des deutschen Sprachraums – viele dieser Überlieferungen gehen auf die Kelten zurück. Mit den „Deutschen Sagen“ der Gebrüder Grimm fanden sie schließlich weltweit Eingang in Kinderzimmer. Berühmt ist etwa die Sage vom Kaiser Karl im Untersberg. Sie berichtet, dass Karl der Große mitsamt seiner getreuen Ritter und einer Schar Zwerge im Herzen des Untersbergs Zuflucht gesucht hat. Dort soll er in einem unterirdischen Thronsaal schlafen, bis sein Bart dreimal um den Marmortisch gewachsen ist. Wenn er wiedererwacht, wird er die letzte Schlacht der Menschheit schlagen – Gut gegen Böse.

Der Untersberg ist allgegenwärtig

Vielleicht ist es seine unmittelbar aus der Ebene aufsteigende, mächtige Gestalt mit den vielfältigen und schroffen Felsformationen, die den Untersberg so beliebt macht für Sagen, Mythen und Märchen aller Art. Vielleicht ist es aber auch seine besondere Aura – nicht umsonst wird der Untersberg auch als Kraftplatz verehrt. Der Dalai Lama, der Salzburg 1992 besuchte, bezeichnete den Untersberg gar als „Herz-Chakra Europas“. Oft hüllt sich der Untersberg in geheimnisvoll wirkende Wolkenbilder, was seine mystische Aura perfekt unterstreicht. Wir machen uns wieder auf den Weg nach unten, ins Tal. Als wir am Fuße der Untersbergseilbahn stehen und hinaufblicken, präsentiert sich der Hausberg der Salzburger vor einem strahlendblauen, klaren Herbsthimmel. Und doch umgibt ihn auch heute eine Mystik, die sich schwer in Worte fassen lässt. Was sich wohl wirklich in den zahlreichen, geheimnisvollen Eishöhlen und Felsgrotten verbirgt? Zwerge, Wildfrauen, Riesen oder Kaiser, die auf das Jüngste Gericht warten? Wer weiß. Wir kehren diesem ganz besonderen Berg den Rücken und machen uns auf den Heimweg. Wenn wir das nächste Mal durch die Altstadt bummeln oder den Wasserhahn aufdrehen, werden wir bestimmt wieder an den Untersberg denken.

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