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Kunst & Kultur

Jedermann, wie die Zeit vergeht!

Mehr als 700 Mal haben der Salzburger „Jedermann“ und seine Buhlschaft am Domplatz seit dem 22. August 1920 das Publikum bewegt, verzaubert und gerührt. Werfen Sie gemeinsam mit uns einen Blick zurück auf einige herausragende Jedermann-Paare in über 100 Jahren. 

Begehrt und verehrt: Jedermann und seine Buhlschaft

Einmal im Leben den Jedermann oder die Buhlschaft zu spielen – ein Traum, den viele Künstler hegen. Denn im Jedermann als eine der Hauptrollen zu brillieren, gilt unter Schauspielern im deutschsprachigen Raum als eine der größten Auszeichnungen. Seit der Uraufführung im August 1920 hauchten insgesamt 16 Künstler dem Salzburger Jedermann neues Leben ein. Und auch die Figur der Buhlschaft wurde zu einem glanzvollen Mythos. Nur 30 Sätze spricht sie während der Aufführung. Und doch ruft kaum eine Rolle bei den Festspielen ein so großes Medieninteresse hervor wie die der Gefährtin des Jedermann.

Das erste Jedermann-Paar war ein Ehepaar

Den Beginn machte 1920 der österreichische Schauspieler Alexander Moissi. Als mediale Berühmtheit der damaligen Zeit brachte er den Salzburger Festspielen die gewünschte Aufmerksamkeit auch über die Grenzen des Landes hinaus. An seiner Seite und damit erste Buhlschaft der Salzburger Festspiele: Johanna Terwin, deutsche Schauspielerin und Ehefrau von Alexander Moissi. Ein kleines Detail, das der Darstellung des Jedermann-Paares eine amüsante Note verlieh.

Wunderschöne Rekord-Buhlschaften

Max Reinhardt soll einmal gesagt haben, dass er der beste Jedermann war: Attila Hörbiger, Vater der Schauspielerin Christiane Hörbiger, stand stolze 50 Mal auf der berühmten Bühne. Unterstützt wurde er dabei von Dagmar Servaes. Die Vollblutmimin verkörperte die Buhlschaft in 99 Auftritten. Die sinnliche Senta Berger nahm – mit einer kurzen Unterbrechung – von 1974 bis 1982 an der Tischgesellschaft des Jedermann Platz. Die „Sophia Loren aus der Wiener Vorstadt“ gilt bis heute als eine der beliebtesten Buhlschaften der Österreicher und begeisterte in einem Kleid im Mittelalter-Stil – mit viel Dekolleté und geschnürter Mitte.

Von Oscarpreisträgern und verliebten Jedermännern

Ab 1974 tanzte Schauspiel-Ikone Curd Jürgens mit Senta Berger über die Bühne, ab 1978 übernahm schließlich Oscarpreisträger Maximilian Schell. Von ihm sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler einmal: „Er war einer der überzeugendsten und besten Darsteller dieser Rolle.“ Von Kritikern und Publikum gefeiert wurde auch Klaus Maria Brandauer zwischen 1983 und 1989. Der längst gediente Jedermann aber war er: Peter Simonischek. Ganze 91 Mal stand der gebürtige Grazer auf den Brettern, die die Welt bedeuten. In seiner Abschiedsrede an das Jedermann-Ensemble sagte Simonischek, er habe sich bereits mit acht Jahren in den Jedermann verliebt. 

Facettenreich und farbenfroh: die Auftritte der Buhlschaften 

Apropos verliebt: Als Veronica Ferres 2002 in einer Robe aus rosafarbenem Taft mit Silberspitze einem Heuwagen entstieg, verkörperte sie Leidenschaft und Erotik wie kaum eine Buhlschaft vor ihr. Das „blonde Vollweib“ ist für viele die Parade-Buhlschaft, die die personifizierte, barocke Sinnlichkeit mit ihren weiblichen Rundungen geradezu perfekt darstellt. 2009 trägt Sophie von Kessel das erste Mal ein Kleid in einer anderen Farbe als die bisher typischen Rot- und Rosanuancen: Die Buhlschaft ist in diesem Jahr in edles Königsblau gewandet. Brigitte Hobmeier ritt 2013 als erste Buhlschaft auf dem Drahtesel ein und radelte Jedermann Cornelius Obonya im orangeroten Blumenkleid übermütig in die Arme.

Die Buhle in Hosen und das Jahr der zwei Jedermänner 

Sechs Jahre später betrat mit Valery Tscheplanowa die erste Buhlschaft in Hosen die Jedermann-Bühne. Das mediale Aufsehen war groß – noch nie hatte eine Buhlschaft Hosen getragen! In ihrem glitzernden, halbtransparenten Einteiler verdrehte sie 2019 Jedermann Tobias Moretti den Kopf. Und genau ihn haben die Salzburger ebenfalls fest ins Herz geschlossen: Seit 2017 mimt Tobias Moretti den berühmten Lebemann. 2018 musste er sich in fünf Vorstellungen krankheitsbedingt vom Wiener Schauspieler Philipp Hochmair vertreten lassen – ein Novum in der langen Festspiele-Geschichte! Viel hat sich also getan in 100 Jahren. Es bleibt spannend, welche facettenreichen Jedermann-Paare die nächsten 100 Jahre noch hervorbringen werden!

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