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Portraits

Hans Wurst is in town

Der 24. September ist ein Tag, den Salzburger rot im Kalender einkreisen. Ein Blick in die Altstadt zeigt warum: Der Rupertikirtag ist los! Und mittendrin im heiteren Volksfest um den Domplatz – der umtriebige Hans Wurst.

Der mittelalterliche Spaßgesell ist einfach zu erkennen: Ziegelroter Wams, helle Lederhose, hoher, grüner Spitzhut und eine locker sitzende Pritsche. Mit letzterer streicht Hans Wurst gerne über die Kehrseiten der weiblichen Besucherinnen. Das ist keine billige Anmache, sondern bringt Glück, Segen und vor allem Fruchtbarkeit. Der fröhliche Freigeist hält nicht mit seiner Meinung hinterm Berg. Muss er auch nicht, seit dem Hochmittelalter gilt er als Ventil der ‚einfachen Leute‘ und redet frech und frei, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Viva la Brauchtum

Die Vita des Hans Wurst ist beeindruckend: Immer als humorige Begleitfigur unterwegs, zeigt er sich eng mit dem Brauchtum verbunden. Der Salzburger Bindetanz ohne den fröhlichen Hans Wurst? Unvorstellbar. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein trieb der Spaßmacher seinen Klamauk auch auf Jahrmärkten. Als Papageno tauchte er in Mozarts berühmter „Zauberflöte“ auf und ist als gefiederter Buffo gern gesehener Gast auf internationalen Opernbühnen. In Salzburg erlebte Hans Wurst, oder Hanswurstn, wie ihn Einheimische liebevoll nennen, 1977 ein Revival. Damals belebte ein traditionsverbundener Laiendarsteller die Verbindung des Spaßvogels zum Rupertikirtag. Seither ist er nicht mehr aus dem jährlich stattfindenden Volksfest rund um den Salzburger Dom wegzudenken.

Über zwei Jahrzehnte Hans Wurst!

Hans Wurst zu sein, ist eine Ehre, die wenigen zuteilwird. Am längsten hält Johannes Rupert Franz dem fröhlichen Schelm die Treue: Seit 1997, also schon über 20 Jahre, streift sich der gebürtige Salzburger, der über die Bindertanzgruppe zum ‚Wurstln‘ kam, bereits die Narrenkappe über. Nach gesundheitlichen Problemen verschlug es ihn in den Pinzgau; in Niedersill besitzt Johannes Franz einen Mini-Hof mit knapp einem Hektar Grund – plus Kuh, Kalb, Schaf und im Sommer darf es zusätzlich auch noch ein Stier sein. Da kommt der Wurstl als Ausgleich gerade richtig. Denn obwohl Bauer sein das Höchste für ihn bedeute, mag Johannes Franz auch die Menschen. Diese Leutseligkeit ist einer der stärksten Charakteristika des Hans Wursts, zu dessen Spezialdisziplin das spaßige Socializing zählt.

Als „Seele des Kirtags“ ist Hans Wurst überall und nirgendwo anzutreffen. Er gibt dem Salzburger Rupertikirtag ein Gesicht und bringt Fröhlichkeit unters Volk. Dazu gehört, dass er während der Feierlichkeiten auch in der einen oder anderen Szene-Bar einkehrt. Die Einheimischen kennen ihn bereits, die Touristen stutzen manchmal. Trotzdem ist der Hans Wurst nach wie vor Anlaufstelle für fast alles – von persönlicher Kirtag-Auskunft bis Kummerkasten. Dass sich der Hans Wurst in Salzburg so steter Beliebtheit erfreut, zeigt, wie aktiv die Bürger der Stadt das Brauchtum leben. Der Besuch am Rupertikirtag ist für viele obligat, die passende Tracht dazu ein Muss – und die vielen schönen Gepflogenheiten rund um diesen Jahrmarkt eine gern gelebte Tradition. Kein Wunder, dass so viele Besucher dem Rupertikirtag ein einmaliges Flair bescheiden: Statt Kirmes-Trubel besticht der Salzburger Kirtag mit Retro-Charme – und daran hat nicht nur der Hans Wurst seine Freude.

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