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Stadterlebnis

Wunderbar sonderbar: Salzburgs Kuriositäten

Es gibt sie noch. Orte mit einer skurrilen Geschichte, interessante Details, halb vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt oder spannende Zeitzeugen, an denen so manch einer unwissend vorbeischlendert. Wir haben uns auf Spurensuche begeben nach Salzburgs Kuriositäten.

Unser kleiner Spaziergang startet im schönen Mirabellgarten im Herzen Salzburgs. Im Frühling und Sommer ein buntes Blütenmeer, wohnt der prachtvollen Gartenanlage, die im 17. Jahrhundert gestaltet wurde, im Herbst und im Winter ein ganz besonderer, spröder Zauber inne. Denn spaziert man an der Steinmauer hinter dem berühmten Pegasusbrunnen entlang, kann man in der zweiten Jahreshälfte etwas erkennen, das sonst von üppigen Rosenranken bedeckt ist: Zwei in Stein gehauene Gesichter schauen uns da entgegen. Im ersten Moment erschrecken wir fast ein bisschen – die beiden Gesichter, die uns mit erhabenem Ausdruck auf den steinernen Zügen entgegenblicken, haben wirklich etwas Skurriles an sich. Vorsichtig schieben wir die letzten Ranken zur Seite und betrachten die Gesichter aus der Nähe. Was diese beiden wohl zu erzählen hätten? Wie sind sie hier in die Mauer geraten? Historiker gehen davon aus, dass es sich um Köpfe von Statuen handelt, die früher auf dem Dach des Schlosses angebracht waren. Höchstwahrscheinlich fielen die Statuen dem großen Stadtbrand von 1818 zum Opfer. Und um zumindest die Köpfe zu retten, wurden diese kurzerhand in die dem Schloss gegenüberliegende Mauer eingearbeitet. So sind sie also heute skurrile Besonderheiten, die beiden Mauergucker.

Ein Panzer in der Steingasse

Beschwingt von unserem ersten „Fund“ wandern wir weiter in Richtung Steingasse. Dort erwartet uns ein Relikt aus der jüngeren Vergangenheit. Direkt an der Ecke des Filmkulturzentrums „Das Kino“ erinnert ein aus der Mauer herausgebrochenes Stück an die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. Denn genau an dieser Stelle sollen amerikanische Soldaten mit ihrem Panzer steckengeblieben sein. Es wird gemunkelt, dass sie durch die Steingasse fahren wollten, um dem traditionsreichen Freudenhaus „Maison de Plaisier“ einen Besuch abzustatten. Das gilt freilich nicht als gesichert. Sicher ist jedoch, dass der Panzer an der Ecke zur Steingasse steckenblieb und letztendlich sogar herausgeschnitten werden musste. Was bis heute bleibt, ist ein Knick in der Steinwand.

„Dich sing ich wilde Zerklüftung“

Nur wenige Meter vom Panzereck entfernt stoßen wir auf den nächsten außergewöhnlichen Ort. Wir schlendern die Steingasse entlang stadtauswärts und machen am Inneren Steintor halt. Dort, an der Tafel mit der Aufschrift „Inneres Steintor“, hat ein unbekannter Literaturfreund dem Salzburger Schriftsteller Georg Trakl ein Fan-Graffito hinterlassen. „Dich sing ich wilde Zerklüftung“ aus dem Gedicht „Die Nacht“ ist hier in schwungvoller Handschrift angebracht. Insgesamt gibt es acht offizielle Gedenktafeln in der Stadt Salzburg, die an Georg Trakl erinnern. Das Trakl-Graffito an der Tafel des Inneren Steintors wird als inoffizielle neunte Ehrentafel gehandelt.

Eine Kirche als Pferdestall

Weiter geht unser Spaziergang der besonderen Art, der uns als nächstes zur Kollegienkirche führt. Die schöne Kirche am Universitätsplatz zählt heute zu den wichtigsten Barockkirchen Salzburgs. Doch diese Schönheit wurde nicht immer so gewürdigt wie heute. Um 1800, als die blutige Schlacht am Walserfeld geschlagen war, belagerten französische Soldaten die heutige Universitätskirche. Aus der Heiligkeit dieses Gebäudes machten sich diese nicht viel, und funktionierten den barocken Sakralbau einfach in einen Pferdestall um. Weil sie sich dort ebenfalls gerne aufhielten und die Nächte in Salzburg schon mal kalt sein können, zündeten die Soldaten kurzerhand ein Feuer an. Mitten in der Kirche, auf dem schönen Marmorboden. Dieser jahrhundertealte Fleck existiert bis heute.

Eine Reklame aus dem 18. Jahrhundert

Unser Ziel liegt nicht weit vom Universitätsplatz entfernt in einem Durchhaus der Getreidegasse. Etwa in der Mitte des sogenannten Schatz-Durchhauses bleiben wir stehen und blicken nach oben. Und dort hängen sie – ein Hai und eine Walrippe. Klingt komisch, ist aber so. Die Geschichte dahinter ist die, dass im 18. Jahrhundert ein findiger Händler auf die Idee kam, seine Produkte öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Er hängte kurzerhand einen kleinen Hai an die Decke und daneben eine Walrippe. So entstand in gewisser Weise die erste Werbeanzeige, die damals mit Sicherheit für Gesprächsstoff sorgte. Einen weiteren großen Auftritt hatte das „fliegende Monster“ schließlich bei einer Inszenierung des „Faust“ unter Max Reinhardt.

Man glaubt, in einer kleinen Stadt wie Salzburg schon alle Geheimnisse zu kennen. Und doch hält sie noch so viel Außergewöhnliches bereit. Schön ist das.

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