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Portraits

Auf den Spuren von Joseph Mohr

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ – es gibt wohl kaum ein berühmteres Weihnachtslied. Überall auf der ganzen Welt kommt weihnachtliche Stimmung auf, wenn am 24.12. die ersten Töne erklingen. Doch wer weiß schon, dass ein junger Priester aus Salzburg untrennbar mit diesem Lied verbunden ist?

Joseph Mohrs Kindheit

Wir schreiben das Jahr 1792. Es war ein bitterkalter Wintertag als am 11. Dezember Joseph Franz Mohr als uneheliches Kind auf die Welt kam. Mutter Anna Schoiber aus Hallein war Strickerin, Vater Franz Mohr war Soldat im Dienst des Fürsterzbischofs Colloredo in Salzburg. Da uneheliche Kinder damals als wenig ehrenhaft galten, floh er aus Salzburg und die junge Mutter musste mit dem Neugeborenen allein zurechtkommen. Unterstützung gab es zunächst einzig von Joseph Wohlmuth, dem letzten Scharfrichter Salzburgs, der sich seinen schlechten Ruf aufbesserte, indem er als Taufpate unehelicher Kinder auftrat. Dieser Aufgabe kam er aber nur mäßig nach, er ließ sich selbst bei der Taufe vertreten. Joseph Mohr wuchs also gemeinsam mit seiner Mutter, seiner Großmutter und seinen Stiefgeschwistern in einer kleinen, durch die Nähe zum Kapuzinerberg, feuchten Wohnung in der Steingasse 31 auf. 

Vom begabten jungen Mann zum Priester

Es war wahrscheinlich eine Fügung des Schicksals, dass der Salzburger Domchorvikar Johann Nepomuk Hiernle auf den Buben aufmerksam wurde und schon früh seine großen Talente erkannte. Er nahm sich seiner als „Ersatzvater“ an und ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasiums der Benediktiner, das heute als Akademisches Gymnasium seinem Ruf als exzellente Ausbildungsstätte immer noch gerecht wird. Es folgten weitere Studien, unter anderem am Königlich Bayerischen Lyzeum in Salzburg, bevor Mohr 1811 ins Priesterseminar eintrat, um Theologie zu studieren. Als unehelich Geborener war das damals alles andere als selbstverständlich. Der gerade einmal 19-jährige junge Mann brauchte dafür eine kirchliche Sondergenehmigung. Nur vier Jahre später wurde Joseph Mohr zum Priester geweiht. Neben der Theologie galt in all den Jahren seine Liebe auch der Musik. Unterstützt von seinem Förderer, Johann Hiernle, war er schon während der Schulzeit als Sänger und Violinist am Chor der Universität Salzburg und des Benediktinerstiftes St. Peter engagiert.

Inspiriert vom Gnadenbild in Mariapfarr

1815 trat der junge Priester in Mariapfarr im Salzburger Lungau, der Heimat seines Vaters, seine erste Stelle an. Und genau hier entstand 1816 das Weihnachtsgedicht „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. In der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Wallfahrtskirche von Mariapfarr kann man noch heute das Gnadenbild der „Schönen Madonna mit der Anbetung der drei Weisen“ bewundern, von dem vermutet wird, dass es als Inspiration diente. Doch das raue Lungauer Klima bekam Mohr nicht und so ließ er sich nur ein Jahr später als Aushilfspriester in die St. Nikola Kirche nach Oberndorf versetzen. Zum Glück, wie wir heute wissen, denn dort traf er auf den nur wenige Jahre älteren Franz Xaver Gruber, seines Zeichens Dorfschullehrer im nahen Arnsdorf und Organist in der Oberndorfer Kirche. Die beiden jungen Männer verband rasch eine Freundschaft, die auf der gemeinsamen Liebe zur Musik beruhte. Es verwundert also nicht, dass Mohr seinen Freund kurz vor Weihnachten 1818 bat, eine passende Melodie zu seinen Strophen zu „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zu schreiben. So erklang nach der Christmette 1818 zum ersten Mal das heute weltberühmte Weihnachtslied, gesungen von Mohr und Gruber, begleitet auf der Gitarre. Der Rest ist Geschichte… Die Gitarre gibt es übrigens immer noch - sie ist im Stille Nacht Museum in Hallein ausgestellt.

Nach seiner Zeit in Oberndorf führte Mohr ein unstetes Leben, hinterließ aber prägende Eindrücke. Als Koadjutor wirkte er etwa in Anthering, Golling, Kuchl und Bad Vigaun bevor er 1827 in Hintersee seine erste Stelle als Vikar antrat. Hier blieb er immerhin fast neun Jahre. Seine letzte Station bis zu seinem frühen Tod 1848 war Wagrain.

Vielleicht aufgrund seiner eigenen Biographie setzte sich Joseph Mohr Zeit seines Lebens für die Armen und Notleidenden in der Gesellschaft ein. So wurde auf seine Initiative hin in Wagrain eine Schule gebaut, die auch Kindern mittelloser Eltern offen stand, und er setzte sich für die Errichtung eines Armen- und Altenheims ein. In diesem Sinn war Mohr ein Friedensbringer und seine Friedensbotschaft, vertont in „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, ist heute noch mindestes genauso wertvoll wie damals.

Autor Ulli Hammerl
Veröffentlicht 10.11.2021

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